Germanen ganz oben!

Potsdam, 23.12.2015

Potsdams starke Typen gewinnen die Regionalliga Mitteldeutschland und 11225439_1673430102932550_1958224465083708016_nlassen sich in Lugau zum Meister 2015 küren!

 

Was war das nur für ein verrücktes Wochenende. „So eine Saison habe ich in 16 Jahren Mannschaftsringen noch nicht erlebt“, bemerkte ein zutiefst zufriedener Ricardo Melz auf der Rückfahrt in die Havelstadt. Dem Kapitän voraus gegangen war ein sichtlich berührter Trainer Schmiege. Auf Nachfrage bestätigte Schmiege, neben seines Traineramtes u.a. auch Gründungsmitglied des RCG, dass er solch einen Erfolg mit dem Verein noch nicht gehabt habe. Wahnsinn. Sentimentalität machte sich breit. Für diesen Augenblick ist sie verdient gewesen.

 

Seit nunmehr drei Tagen resümiere ich – Johannes – über diesen Abend, diesen Samstag, den 19.12.2015, aus Respekt diesen Tag samt seiner Akteure würdig wiederzugeben.

 

Durch eine souveräne Hinrunde sowie einer hart umkämpften und spannenden Rückrunde war schon vor dem Einstieg in den Reisebus am Samstagmorgen klar, dass es der Tag der Entscheidung sein würde. Zu viele Endergebnisse waren möglich und die Verantwortlichen knobelten die gesamte Woche über deren Eintrittswahrscheinlichkeit. Daher war dieser letzte Kampftag ebenso heiß erwartet, denn die Matte lügt nicht.
Trotz zahlreicher Ausfälle, schaffte es Trainer Schmiege wieder einmal eine schlagkräftige Gruppe zusammenzustellen. So starteten die Germanen hungrig gen Thalheim. Im Nachhinein sollte der Sieg gegen Thalheims Reserve der engste der Saison werden.

 

Der Kampfverlauf 

 

Eric Köhler konnte trotz großem Kampf die technisch unterlegene Niederlage nicht abwenden. Ricardo Melz und Tom Laerz verschafften den Germanen durch eine, wie schon die gesamte Saison über, starke Leistung einen 8:4-Vorsprung. Johannes Schmiege patzte und ließ sich von einem Kopfhüftwurf erwischen. Das gehört zum Ringen dazu, war jedoch lediglich für die ohnehin schon wenig zu ertragende Spannung förderlich. Einen sehr starken Kampf lieferte sich im Anschluss unser Küken Chris gegen das souveräne Nationalmannschaftsmitglied Peter Haase. Chris verlor zwar mit 15:0, dennoch verkaufte er sich teuer bis zur letzten Wertung. Sein Gegenüber hatte wohl mit deutlich weniger Gegenwehr gerechnet. So stand es nach 5 Kämpfen 8:12 für Thalheim II und ohne Pause ging es diesmal gleich weiter.
In der Klasse bis 86kg FS half heute ,„Birne“ Hofmann aus. Sein Gegner Zimmermann staunte nicht schlecht, als Birne die erste Wertung machte. Leider zollte im Verlauf des Kampfes Björns Konstitution ihren Tribut. Trotz großem Elan verlor Björn ebenfalls technisch unterlegen. Schade! Nun ging Justus Wydmuch auf die Matte. Er startete sicher gegen den erfahrenen Bachmann und ging mit Vorsprung in die Pause. Bachmann nutzte allerdings seine Erfahrung aus und schaffte es noch, den Kampf auf ein 12:6 zu drehen. Es stand nun drei Kämpfe vor Schluss 8:16 für den Gastgeber Thalheim II.

 

Der Schlussspurt

 

Die Chancen schienen nun verschwindend gering. Getreu dem Motto „Sekt oder Selters“ gingen die verbliebenden starken Typen auf die Matte. Doch statt den Kopf einzuziehen, ließen sie sich von ihrem unbändigen Willen ebenso wie von der lautstarken Unterstützung des Teams und der zahlreich mitgereisten Fans treiben. Im Gegensatz zum Geschehen auf der Matte, war das Geschehen neben der Matte schon einmal deutlich in der Hand der Potsdamer. Toni Gladitz hatte es jetzt mit dem jungen Alois Stürmer zu tun, bewies jedoch wieder einmal seine technische und taktische Überlegenheit und holte mit 15:0 den ersten entscheidenden Vierer. Ebenso Martin Lehmann, der kurzen Prozess machte und seinen Kontrahenten nach 1:17 schulterte. Nun stand es 16:18 gegen Potsdam. Ein 3:0-Erfolg musste her. Für die Germanen stand wie so oft der 17jährige Sven Menzel auf der Matte. Unser Sveni hatte nicht nur mit einem Nasenbeinbruch zu kämpfen, den er sich zwei Wochen vorher gegen die WKG Pausa/Plauen II zuzog; nein auf ihm lagen auch die Hoffnungen des gesamten Kampfes und damit der gesamten Saison. In der ersten Runde fand er nicht richtig in den Kampf, ging mit 6:1 in die Pause. Dieser Vorsprung reichte noch nicht. Doch Sveni ließ sich nicht entmutigen. Er kämpfte Punkt für Punkt für unser Ziel. Nach weiteren drei Minuten endlich der Schlussgong. Alle Emotionen entluden sich und Germania stürmte die Matte. Das fast unmögliche wurde geschafft. Der RC Germania Potsdam gewinnt mit 18:19 gegen Thalheim II! Starke Leistung von Sven und dem Rest der starken Typen. Mit diesem Sieg taten die Germanen alles in ihrer Macht stehende und sicherten sich vorerst für zwei Stunden die Meisterschaft!

 

Germanen auch neben der Matte in bestechender Form

 

Nun war Potsdam auf die Hilfe der WKG Pausa/Plauen II angewiesen. Eine Analyse der Tabelle zeigte, sollte Plauen gegen Lugau gewinnen, werden wir Meister. An einem Tag wie diesem war natürlich alles möglich und so wollte es der Zufall, dass der entscheidende Kampf zwischen diesen beiden um 19.30 Uhr im 15 km entfernten Lugau stattfand. Ein weiterer Punkt war die Tatsache, dass sich der Landesligenreferent Henning Tröger ebenfalls nach Lugau bewegte. Für uns hatte er nur die Bronzemedaille im Gepäck, für Lugau jedoch die goldene Edelmetalvariante. Wäre doch gelacht, wenn wir gleich mit Gold nach Hause fahren! Darin sahen wir die einmalige Chance Geschichte zu schreiben, wenn schon nicht für die Welt oder Potsdam, aber immerhin für die folgenden Weihnachtsfeiern etc.
So machte sich der RCG erneut auf die Reise. Zwar in ungewöhnlicher Mission, allerdings erfordern besondere Situationen besondere Maßnahmen. Unser Ziel bestand darin, die WKG zum Sieg zu treiben durch eine unbeschreibliche Stimmung. Dieser Schritt war notwendig geworden, da Plauen durch den Sieg von Greiz II am gleichen Tag im Rennen um die Medaillen leider ausgeschieden war.

 

Mit einer Stimmung auf dem Siedepunkt und Schlachtgesängen auf den Lippen zogen die Germanen zum Ende der ersten Kampfhälfte in die Halle des RVE Lugau. Dabei wurde die Kasse regelrecht umgangen, schließlich waren wir für die Siegerehrung gekommen. Als Bestätigung erntete der 33 Personen umfassende große Zug ungläubige Blicke und offene Münder. Ich hoffe persönlich dieses Bild niemals zu vergessen. Beim Betreten der bis dahin ruhig gebliebenen aber gut gefüllten Halle wurde ein extra eingeübter Gesang angestimmt:

 

„Plauen und Potsdam kann niemand trennen.

Plauen und Potsdam sind nie allein.

Weil sie eines im Leben kennen.

Für einander da zu sein!“

 

So nahmen die starken Typen Aufstellung in der Teamecke der WKG. Lugau und Plauen zeigten sich beide äußerst überrascht, jedoch schwand die Schockstarre der WKG sehr schnell und so wurde gemeinsam angefeuert.

 

Im folgenden werden ausnahmsweise auch die Kämpfe der WKG Pausa/Plauen II kurz aufgeführt. Die Athleten der WKG werden dabei zuerst genannt: Als wir zum Kampf stießen stand es gerade 3:5 für Plauen. Der vierte Kampf des Abends ging gerade in die entscheidenden Minuten über. Die Sportsfreunde Drehmann und Kirmse standen sich gegenüber beim Stand von 0:0. Drehmann präsentierte sich dabei in besserer Verfassung und schaffte es vor Ende auf 0:6 zu erhöhen. Weitere 2 Punkte für Plauen! Im letzten Kampf vor der Pause trafen der Routinier Elschner und der junge Vieweg aufeinander. Beide lieferten sich ein enges Duell bei dem Elschner dennoch die Nase klar vorn hatte, bis Vieweg eine Unachtsamkeit ausnutzte und Elschner via Kopfhüftwurf schulterte. Somit betrug der Pausenstand 7:7. Schon wieder so eine enge Kiste mein armes Herz …

 

Die Pause wurde vom RCG intensiv genutzt, um die schon heiseren Kehlen wiederherzustellen.
Am Beginn der zweiten Runde trafen die zwei alten Hasen Lehmann und Blachhut aufeinander. Trotz großer kämpferischer Geste konnte Lehmann nicht bis zum Ende standhalten und verlor auf Schultern. 11:7 für Lugau. Im folgendem Duell besiegte Valtin beim Stand von 15:14 Nürnberger auf Schultern. Wieder unentschieden 11:11. Spannender geht es nicht. Nun traf das junge Kraftpaket Fouda auf den Sportsfreund Landgraf. Fouda hatte keine Probleme und setzte im Boden Rolle für Rolle an, bis sich Landgraf verletzte. Gute Besserung an dieser Stelle und weitere vier Punkte für Plauen! Der vorletzte Kampf der Veteranen Frank und Esser war von Taktik gekennzeichnet. Leider hatte Florian Frank mit 9:3 das Nachsehen. 13:15 für Plauen und noch ist alles offen. Im letzten Kampf des Abends kämpfte Latzke vollends für den Sieg von Plauen und damit für unsere Meisterschaft. Latzke verhielt sich gnadenlos und bezwang seinen Gegner Nürnberger technisch Überlegen!

 

Sieg für Plauen! Gold für uns! Alle Dämme brechen zum wiederholten Male und es folgt die größte Massenumarmung des Abends!

 

Gold. Endlich. Endlich Sieger der Regionalliga. Zur Krönung des Abends fand die Siegerehrung auf der Lugauer Ringermatte durch den Landesligenreferenten HenningTröger und den mit uns gereisten Präsidenten des Ringerverbandes Brandenburg Danny Eichelbaum statt. Endlich schmückte das Zeichen unseres Sieges unsere Hälse. Es ist nachvollziehbar, dass viele Lugauer Fans sich als brüskiert oder gar provoziert sahen und unseren Auftritt darüberhinaus als unfair empfanden. Wir haben die Chance genutzt, eine riesen Party zu veranstalten. Eventuell können wir den Groll abklingen lassen und die Karten nächste Saison neu mischen. Die Germanen werden wieder bereit sein, sich sportlich zu messen.

 

Ausklang

 

Wir haben gelacht, getanzt, gesungen und schwelgten auch mal etwas ins sentimentale Gefühlsspektrum ab auf der anschließenden Heimfahrt. Alles in allem ein legendärer Abend. Hier schließt sich der Kreis zum Beginn dieses ausführlichen Berichtes. Wir sind nun wirklich am Ende, zumindest dem Ende dieser Saison, dieser Runde, diesen Jahres. Sicher ist, trotz aller Euphorie werden wir Bilanz ziehen müssen. Es ist nicht alles Gold was glänzt *grins. Aber zumindest für diesen einen Samstag durften wir uns wie Helden der Havelstadt fühlen. Potsdam ist die schönste Stadt der Welt!

 

Das wichtigste kommt nun in diesem Fall zum Schluss. Es gibt so viele Personen, denen wir zu Dank verschuldet sind. Man sehe mir nach, bei all der Fülle keine Namen zu nennen. Ich hoffe ich vergesse niemanden. Zum einen großen Dank an alle Offiziellen des Verbandes, an alle Vorstandsmitglieder und Sponsoren. An alle Vereinsmitglieder, an alle Frauen die unser leibliches Wohl bei den Kämpfen absicherten. An unsere Teammitglieder v.a. die jungen Wilden, die sich im Laufe der Saison zu echten Siegringern etablierten. Großen Dank an unsere Trainer, sowohl an Hannes Schmiege und an Herrn Levermann. Einen riesigen Dank natürlich an Pausa/Plauen II für ihre couragierte Leistung und unseren Sieg! Ohne euch wären wir kurz vor Ende gescheitert. Riesigen Dank an den UJKC für die Unterstützung mit schlagkräftigen Judoka!

 

Die Sportfamilie Potsdam ist unschlagbar! Nicht vergessen wollen wir auch unsere Fans, die uns bei jedem Kampf lautstark und zahlreich unterstützt haben. Ihr seid Spitze! Danke an die Fahrschule Erbes für den Reisebus!

 

Johannes Schmiege