Der RC Germania Potsdam gewinnt Brandenburg-Berlin-Derby überlegen

orginal grösse (11 von 35)Potsdam, 19.11.2015

Am vergangenen Samstag, dem 14. November 2015, fand in der Sporthalle der Weidenhof Grundschule im Potsdamer Schlaatz der dritte Kampftag der Rückrunde in der Regionalliga Mitteldeutschland statt. Zugleich war dies das erste Rückrundenduell vor heimischer Kulisse für die Germanen aus der Landeshauptstadt. In den beiden vorangegangenen Kämpfen mussten die RCG-Ringer Niederlagen hinnehmen; am 31. Oktober in Auerbach (21:14) und am letzten Wochenende in Greiz (20:10). Mit der sehr knappen Niederlage beim RVE Lugau (18:17) vor einigen Wochen rangierte Germania Potsdam auf dem dritten Tabellenplatz vor diesem Derby. Weil der Hinkampf am 29. August 2015 in Berlin mit einem 10:17-Sieg endete, konnten Trainer Schmiege und die Mannschaft zuversichtlich auf dieses Duell blicken. Schwierigkeiten ergaben sich nur aufgrund der Teilnahmen Justus Wydmuchs (66 kg Freistil) und Sven Menzels (75 kg Freistil) beim Einzelturnier in Kleinostheim an diesem Wochenende. Diese beiden Leistungsträger und Stützen der jungen RCG-Mannschaft galt es zu kompensieren. Doch hatte der SV Luftfahrt Berlin dieselben Probleme, waren doch auch bei ihnen mehrere Ringer des SV-Kaders bei diesem größten, internationalen Turnier für Nachwuchsringer in Hessen unterwegs. An dieser Stelle gilt es ein großes ‚Dankeschön’ nach Berlin zu senden, weil Luftfahrt Berlin trotz der gravierenden Ausdünnung der Stammmannschaft – samt des verletzungsbedingten Ausfalls Pawel Szwenks – eine Mannschaft nach Potsdam entsandte. Jene Problematik war auch dem Trainergespann Schmiege/Melz bekannt, so dass sich interessante Überlegungen zur Aufstellung der Berliner Ringer in der laufenden Woche ergaben. Problematisch erschien allerdings der verletzungsbedingte Ausfall (Fußverletzung) unseres Mathias Säwerts. Weil Germania Potsdam jedoch über mehrere Ringer in der 86-kg-Kategorie verfügte, war „Knuts“ Ausfall nicht ganz so schlimm.

 

Diese einleitenden Worte offenbaren bereits, dass ein interessantes Aufeinandertreffen beider Mannschaften garantiert war; wussten doch weder RCG-Ringer noch Trainer, wie Berlin stellen würde und ob sie eine Mannschaft mit zehn Ringern aufstellen könnten. Beim offiziellen Wiegen wurde dann klar, dass der SV Luftfahrt Berlin mit einer 9-Mann-Riege in die ‚schönste Stadt der Welt’ kam und dass so neun spannende Duelle stattfinden würden können.

 

Da bereits vor diesem Rückrundenduell ein Kinderturnier in der Wettkampfhalle stattfand, waren die Ränge recht gut gefüllt, so dass eine angenehme Atmosphäre herrschte. Vor dem Beginn der Kämpfe wurde in einer Schweigeminute dem aus dem Schlaatz stammenden Elias und den Opfern der Pariser Terroranschläge gedacht. Den betroffenen Familien wünschen wir viel Mut und Kraft.

 

Vielleicht war es ein ‚Wink des Schicksals’, als sich im ersten Kampf des Abends Henning Wahl (57 kg Greco) keinem Gegner aus Berlin gegenüber sah, so dass diese recht angespannte Stimmung durch jene kampflosen vier Mannschaftspunkte auf dem RCG-Konto aufgebrochen wurden.

 

In der Gewichtsklasse bis 130 kg (Freistil) kämpfte der Publikumsmagnet der Mannschaft, Ricardo Melz. Auch in der für ihn ungewohnten freien Stilart überzeugte er durch zwei Hüftangriffe und insgesamt sechs Rollen. Ein schneller Sieg durch technische Überlegenheit gegen den viel älteren Matthias Ringel brachten den Germanen weitere vier Mannschaftspunkte ein. An dieser Stelle möchten wir dem SV-Ringer sehr danken, dass er sich dem Kampf gestellt hat. Dies ist nicht nur aufgrund Ringels Alter (57 Jahre!) mehr als nur respektabel, sondern vielmehr deswegen, weil er sich Melz kämpferisch stellte. Dies war gegen unseren RC-Ringer in der jüngsten Vergangenheit nicht immer der Fall; sei es nun kampflos oder aufgrund dessen, dass sich seine ‚Kontrahenten’ ihrem Schicksal ohne Gegenwehr ergeben haben. Durch diesen Sieg waren die Germanen nach zwei Duellen mit 8:0 in Front.

 

Mit Erik Köhler stellte sich ein erst 16jähriger RC-Ringer in der Gewichtsklasse bis 61 kg (Freistil) dem Berliner Ronny Ernst. Obschon Erik sehr nervös war, stellte er gleich von der ersten Minute dieses Aufeinandertreffens heraus, wer ‚Chef im Ring’ ist. Nachdem der Falkenseer seinen Kontrahenten in die Bodenlage nach weniger als einer Minute brachte, schulterte er Ernst mithilfe einer Brustquetsche. Damit feierte der Brandenburger seinen ersten Sieg in seiner noch jungen Laufbahn als Mannschaftsringer. Diese vier Mannschaftspunkte sollten Erik Zuversicht und Selbstvertrauen geben, um weiter nach vorne zu schauen. Mit Hilfe Köhlers Erfolg enteilte der RC Germania Potsdam den ersatzgeschwächten Berlinern auf 12:0.

 

Im vierten Kampf des Abends standen sich unser Vladi Schiffmann und Martin Knoblich in der Gewichtsklasse bis 98 kg im griechisch-römischen Stil gegenüber. Nachdem unser Neuzugang einen Schulterschwung ausnutzte, um Obermann zu werden, rollte er sein Gegenüber, so dass Vladi mit 4:0 nach weniger als 90 Sekunden führte. Diese Führung baute er kontinuierlich durch weitere Stand- und Bodentechniken bis zum 10:0 aus. Damit wanderten weitere drei Mannschaftspunkte auf das Konto der Heimmannschaft aus Potsdam. Den Stand von 15:0 für Germania hätte unser Vladi sicherlich noch um einem weiteren Mannschaftspunkt erhöhen können, doch ginge es für ihn darum, einen sicheren Sieg ‚nach Hause’ zu bringen.

 

Den letzten Kampf vor der Pause bestritten für die Gäste aus der Bundeshauptstadt Mansur Hutaev und für den RCG nach dreiwöchiger Verletzungspause Anthony Foth. In gewohnter aggressiver Manier kämpfte unser, in Frankfurt (Oder) zu Schule gehender, Germane. Nachdem Foth eine, Hutaev zwei Passivitätsverwarnungen bekam, rollte der RCGler den Berliner zweimal, was ihm vier technische Punkte einbrachte. Zwei weitere Verwarnungen gegen Foth brachten dem Hauptstädter den ersten Punkt (4:1). Die sich anschließende Bodenlage konnte Hutaev nicht ausnutzen, um den Abstand zu Foth weiterhin zu verringern. Nachdem der Germane durch einen schönen Hüftangriff auf 6:1 davonzog, kam der Ringer vom SV Luftfahrt Berlin besser in den Kampf, was sicherlich auch an Foths Nachlassen im Bereich der (Kraft-)Ausdauer lag. Den zwei Punkten durch Beinarbeit Foths (6:3) schlossen sich sechs weitere technische Punkte durch Bodenaktionen Hutaevs an, so dass mit Schlussgong der Sieg für den jungen Berliner mit 6:9 perfekt war. Damit drehte der SV-Ringer das Ergebnis vom Hinkampf vor heimischem Publikum (2:8) in einen Sieg um. Folgerichtig war dies nicht nur der erste Sieg eines Ringers von Luftfahrt in jenem Rückkampf, sondern gleichwohl verkürzten die Berliner auf 15:2.

 

Nach der Pause ging es im Freistil bis 86 kg weiter. Hier standen sich Tomasz Agacinski und Toni Gladitz, der den verletzten Mathias Säwert vertrat, gegenüber. Taktisch gut eingestellt, stellte der Germane seinen Kontrahenten innerhalb von knapp mehr als anderthalb Minuten zweimal passiv. Die 30 Sekunden Aktivitätszeit Agacinskis verstrichen ohne Wertung des Berliners, so dass Toni eine ‚Eins’ bekam, was zugleich den Pausenstand bedeutete. Ein Überwurf zu Beginn der zweiten Kampfhälfte brachte Gladitz zwei weitere technische Punkte (3:0), die Agacinski jedoch postwendend durch einen Beinangriff egalisierte (3:2). Eine weitere Passivität führte zur zwischenzeitlichen 4:2-Führung des Germanen. Diese wendete sich durch zwei Beinangriffe Agacinskis zu einem 4:6 für den Berliner, welche Gladitz jedoch durch einen schönen Überwurf in den letzten zehn Sekunden des Duells zu einem finalen 8:6-Sieg wiederum wendete. Durch diesen Sieg des ehemaligen Thüringers bauten die Brandenburger ihre ohnehin schon komfortable Führung auf ein 16:2 aus.

 

Im siebten Kampf dieses Rückrundenduells standen sich Thomas Priemer für Luftfahrt und für die Gastgeber Tom Laerz gegenüber, der in die Gewichtsklasse bis 66 kg (Freistil) aufrückte und den etatmäßigen Justus Wydmuch mehr als nur ordentlich vertrat. Denn Laerz bewegte den älteren Priemer gekonnt, so dass dieser nach eigener 1:0-Führung schlussendlich auf Schultern verlor. Vorausgegangen waren mehrere technische Aktionen und eine 6:1-Führung von Laerz. Vier Mannschaftspunkte durch den Germanen sorgten nicht nur dafür, dass Potsdam mit 20:2 dem Gegner aus Berlin enteilt war; vielmehr war durch dieses Aufeinandertreffen und den vier Punkten der Mannschaftssieg perfekt.

 

Mit Simon Papsdorf stand Johannes Schmiege im 86-kg-Limit (Greco) kein Unbekannter entgegen. Der Berliner begann, wie man es von ihm gewohnt war: aggressiv. Dies führte zu einer Passivitätsverwarnung Schmieges nach weniger als einer Minute. Den weiteren Vorwärtsgang des Kapitäns der Gästemannschaft nutzte Joschi aus, um eigens einen Kopfhüftschwung ‚zu ziehen’. Der sich bei dieser Aktion verletzende Papsdorf konnte der drohenden Schulterniederlage nichts mehr entgegensetzen, so dass vier Mannschaftspunkte auf das bereits gut ‚gefüllte’ RCG-Konto gingen. An dieser Stelle möchten wir Simon gute Besserung wünschen und hoffen, dass er die schlimme Verletzung (Riss des vorderen Kreuzbandes) gut überstehen wird. Erwähnenswert ist die Einstellung Joschis, der sich nach dem Sieg nicht feiern ließ, sondern seinem Kontrahenten zur Seite stand. Der Blick nach Auerbach auf den 75-kg-Mann (Greco) zeigt, dass Schmiege eine sehr vorbildliche Verhaltensweise ‚an den Tag legte’, an der sich einige Athleten etwas abschauen sollten! Zwischenstand: 24:2.

 

Den vorletzten Kampf des Abends bestritten Björn Hoffmann und Tim Knobloch im griechisch-römischen Stil der Gewichtsklasse bis 75 kg. Obschon „Birne“ vier Mannschaftspunkte an den Berliner nach dessen Führung (13:0) in der letzten Sekunde der ersten Kampfhälfte abgab (24:6), muss ihm für sein couragiertes Kämpfen in fremder Stilart Respekt und Anerkennung gezollt werden. Über den kompletten Kampfverlauf ergab sich der RCG-Ringer nicht seinem Schicksal und versuchte gleichwohl, eigene Aktionen in Punkte umzumünzen. Die anwesenden Kinder des zuvor stattfindenden Ringerturniers konnten sich hier wahrlich abschauen, was einen Kämpfer ausmacht: Sich eben nicht aufgeben und bis zum letzten Punkt kämpfen.

 

Den Schlusspunkt des Abends setzte Stephan Braschke im Limit bis 75 kg (Freistil). Gegen den ihm deutlich unterlegenen Mathias Sikora punktete der in Luckenwalde trainierende Braschke immer wieder. Nach eigener 10:2-Führung schulterte Braschke nach 52 Sekunden der zweiten Kampfhälfte seinen Berliner Gegner.

 

Mithilfe dieser vier Punkte stand das Endergebnis fest: 28:6 für die Ringer der ‚schönsten Stadt der Welt’. Was bleibt, waren schöne Kämpfe, schnelle Siege und der Dank gegenüber einer ersatzgeschwächten Berliner Mannschaft, sich dennoch dem bis dato Dritten der Tabelle zu stellen.

 

Der Anmerkung nach dem Kampf seitens Thomas Priemer, er hätte gerne eine ‚volle’ Mannschaft in Potsdam aufgestellt, ist beizupflichten. Doch leider macht es die momentane Hallensituation der Brandenburger Landeshauptstadt – bis 2020 fehlen 20 Hallen! – nicht möglich, einen Kampf im laufenden Ligabetrieb zu verlegen.

 

Weil ‚nach dem Kampf auch vor dem Kampf’ ist, gilt es für die RCG-Ringer den Blick nach vorne zu richten, sich nicht auf dem Ergebnis auszuruhen und weiter an sich zu arbeiten. So steht am kommenden Wochenende das Brandenburg-Derby gegen die Wettkampfgemeinschaft Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt vor eigener Kulisse auf dem Programm. Das Aufeinandertreffen in der Oder-Stadt wurde deutlich mit 7:30 gewonnen (3. Oktober 2015). Ob das auch dieses Mal der Fall sein wird? Sehen Sie selbst und kommen Sie am Samstag, dem 21. November 2015, in die Sporthalle der Weidenhof Grundschule!

 

TG