Auswärtskampf gegen den SV Auerbach

Potsdam, 10.11.2015

Am vergangenen Reformationstag (31. Oktober 2015) fand der erste Rückrundenkampf der Regionalliga Mitteldeutschland statt. Der RC Germania Potsdam konnte in der Hinrunde sieben der acht Begegnungen für sich entscheiden, musste jedoch beim Doppelkampftag in Lugau (18. Oktober 2015) eine knappe 18:17-Niederlage hinnehmen. Da die Erzgebirgsringer des RVE ebenso einen Punktverlust gegen Greiz zu verbuchen hatten (29. August 2015), welcher mit 10:20 relativ hoch ausfiel, waren die Germanen ‚Herbstmeister’. Insgesamt also ein gutes Omen für die Rückrunde.

 

Voller Zuversicht und – vorerst – aus dem vollen Kader schöpfend, stellte Trainer Schmiege die Mannschaft auf und die Sportler auf ihre jeweiligen Gegner ein. Denn mit dem SV Auerbach stand dem RCG eine Mannschaft gegenüber, die über national sowie international erfahrene Ringer verfügt. Obschon die Germanen vor eigener Kulisse deutlich mit 30:3 gewonnen hatten (5. September 2015) wussten der Trainer und das Team, dass es kein einfacher Kampf werden würde. Doch leider kam es anders als erwartet, als sich mit Paul Schwisow und Antony Foth zwei Leistungsträger der Mannschaft im Laufe der Woche verletzten, so dass Trainer Schmiege kurzfristig umstellen musste; für den Judoka in RCG-Reihen kam der 16jährige Erik Köhler ins Team, für Foth rückte der junge, erst 15jährige Chris Millitzer in die 66-kg-Klasse Greco auf. Bereits beim Wiegen manifestierte sich die Einschätzung, dass dieses Aufeinandertreffen nicht leicht werden würde, griff doch der Gastgeber mit Artur Omarov (98 kg Greco) auf einen jüngst bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas die tschechischen Farben bis 86 kg vertretenden Greco-Mann zurück. Ebenso trumpften die Vogtländer durch Ludek Konvicny (86 kg Greco) mit einem zweiten Tschechen auf. Alles in allem also schon auf dem Papier ein schwieriger Kampf; zumal mit Ralph Piterek ein ehemaliger Erstligaringer (75 kg Freistil) aufgestellt wurde.

 

Den ersten Kampf des Abends bestritt Erik Köhler in der Gewichtsklasse bis 57 kg im griechisch-römischen Stil. Dem jungen RCG-Ringer merkte man seine Nervosität bereits vor dem Kampf an. Doch gut eingestellt versuchte Erik, seinen Stil dem Gegner Merk Lenzer aufzuzwängen. Der erfahrene Lenzer nutzte jedoch die Unsicherheit Köhlers aus, punktete mit einem guten Rumreißer und schließlich mit mehreren Rollen den 16Jährigen aus. Obwohl Köhler vier Mannschaftspunkte abgab war es bilanzierend ein guter Kampf, wenn man berücksichtigt, dass Erik ein gelernter Freistiler ist. Wir können auf weitere Kämpfe von ihm gespannt sein.

 

In der Gewichtsklasse bis 130 kg (Freistil) kämpfte der Ruhepuls der Mannschaft, Oliver Diller. Motiviert machte sich unser Physiotherapeut in gewohnter Manier ans Werk gegen Heiko Höfer. Nach mehreren Beinangriffen und einer 6:0-Führung verletzte sich der AV-Ringer so schwer, dass er den Kampf an Olli verletzungsbedingt abgeben musste. Somit stand es 4:4 nach zwei Kämpfen.

 

Den dritten Kampf dieses Rückrundenduells in der Gewichtsklasse bis 61 kg (Freistil) bestritt der Neuzugang der Mannschaft, Tom Laerz. Mit sieben von acht gewonnenen Hinrundenbegegnungen verfügte der 18jährige Laerz über genügend Selbstvertrauen, um auch in dieser 61-kg-Klasse ordentlich zu ringen. Gegen den Judoka beim AV Auerbach, Jonas Schreiter, machte Tom einen schönen Beinangriff, der ihm zwei Punkte einbrachte. Nach wiederholtem Beinangriff schulterte Laerz seinen Kontrahenten mithilfe eines Hammerlocks. Weitere vier Mannschaftspunkte auf dem RCG-Konto führten zur ersten zwischenzeitlichen Führung.

 

Mit unserem Vladimir Schiffmann stand Artur Omarov im griechisch-römischen Stil der Gewichtsklasse bis 98 kg ein Gegner gegenüber, der im Stand gut mit dem tschechischen Auswahlringer mithalten konnte. Gut durch Trainer Schmiege eingestellt, verhinderte Schiffmann immer wieder die gefürchteten Kopfklammern seines Gegenübers. Nachdem Vladi einen Rumreißer und eine anschließende Rolle abgab, lag Omarov 4:0 in Front. Sechs weitere Punkte wanderten auf das Punktekonto des Tschechens, bevor er nach einer zweiten Passivität Schiffmanns sein ganzes Können im Bodenkampf zeigte. Mithilfe zweier wunderschöner Ausheber punktete der AV-Ringer Schiffmann aus und schulterte unseren Germanen schließlich. Obwohl Schiffmann vier Mannschaftspunkte abgab, muss er sich keine Vorwürfe machen. Denn gegen den bärenstarken, durchtrainierten WM-Teilnehmer hätte an diesem Abend keiner gewonnen.

 

Den letzten Kampf vor der Pause bestritten Chris Millitzer auf RCG-Seite und Steve Franke für den Gastgeber in der Gewichtsklasse bis 66 kg (Greco). Wie bereits in den Vorkämpfen fand Chris gut in den Kampf. Eine kleine Unachtsamkeit beim doppelten Aufziehen von unten nutzte Franke jedoch geschickt aus, um mit Hilfe eines Hüftwurfes den Germanen zu schultern. Sicherlich mag dieser kleine Ausrutscher Chris enttäuscht haben, doch sind sich Teamkollegen wie auch das Trainergespann einig, dass der RC Germania Potsdam mit dem jungen Ringer aus Pause eine gute Verstärkung gefunden hat.

 

Weitere vier Mannschaftspunkte gingen mit diesem Schultersieg auf das AV-Konto, so dass der Gastgeber nach fünf Kämpfen mit 12:8 in Führung lag. Folgerichtig war eine spannende zweite Kampfhälfte zu erwarten.

 

Den Auftakt machte unser Mathias Säwert im Freistil der Gewichtsklasse bis 86 kg. Die krankheitsbedingte Pause der letzten Wochen scheint unserem „Knut“ sichtlich gut getan zu haben, denn bereits nach 1:44 Minuten schulterte er nach eigener 10:0-Führung seinen Kontrahenten Maximilian Metschke. Nicht nur weitere vier Mannschaftszähler wanderten auf das Konto der Gäste aus der ‚schönsten Stadt der Welt’, so dass der 12:12-Ausgleich hergestellt wurde. Mathias bewies durch diesen Sieg vielmehr dass er sich zur absoluten Stütze beim RCG entwickelt hat. Mathias’ positive Einstellung und Kameradschaft als auch sein Engagement für die Mannschaft charakterisieren ihn nicht nur, sondern ‚stecken’ ebenso die anderen Mannschaftskollegen an.

 

Im anschließenden freien Stil des 66-kg-Limits standen sich Justus Wydmuch auf Potsdamer Seite und Enrico Berg im SVA-Trikot gegenüber. Seine schnelle 6:0-Führung verteidigte Berg gekonnt, baute diese noch zum 7:0 aus, bevor Justus selbst mit einer ‚Eins’ punkten konnte. Durch diese Niederlage braucht Justus jedoch nicht ‚den Kopf hängen zu lassen’, ist er doch eine sichere Bank bei den Germanen! Durch dieses 7:1-Endergebnis konnten die Vogtländer mit drei Mannschaftspunkten in Front gehen (15:12).

 

Den zweiten Tschechen wartete Auerbach in der Gewichtsklasse bis 86 kg im klassischen Stil auf. Ludek Konvicny stand unserem Toni Gladitz gegenüber. Gewohnt aggressiv begann Toni den Kampf, wodurch Konvicny passiv gepfiffen wurde. Gleiches geschah zweimal mit unserem RCG-Ringer, so dass dieser in die Bodenlage musste. Zwei Rollen brachten eine 4:0-Führung. Obwohl Gladitz seinen Kontrahenten ebenso in die Bodenlage durch Passivität beförderte, konnte er keinen Punktgewinn daraus ziehen. In den zweiten drei Minuten des Kampfes egalisierten sich beide Kämpfer, so dass die vier Punkte letzten Endes den Kampf für den Ringer in rot bedeuteten. Durch diese zwei Mannschaftspunkte entliefen die Gastgeber den Hauptstädtern aus Brandenburg auf fünf Punkte (17:12).

 

Martin Lehmann bestritt für die Potsdamer den vorletzten Kampf des Abends im 75-kg-Limit (Greco). Wie schon im Hinkampf stand unserem Martin Eric Lüttich gegenüber. Wie der Kampf werden würde, konnte man schon erahnen, lief doch Lüttich mit einer Werwolfsmaske bei der Begrüßung beider Mannschaften ein. Auch wenn es sich bei diesem Samstag um (neudeutsch) „Halloween“ handelte, so muss dieser Akt als Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner verstanden werden. Jener Respekt fehlte dem SVA-Ringer auch im Kampf, als er – mit einem Ohrschützer (für ein nichtvorhandenes Ringerohr!) ausgerüstet – permanent Kopfstöße gegen unseren Ringer verteilte. Von dieser unfairen Kampfhaltung beeinflusst, konnte Lüttich immer wieder gegen Martin punkten. Der aus Thüringen stammende Schiedsrichter konnte oder wollte dies nicht sehen, bestrafte Martin sogar mit einer ‚Zwei’ für Sprechen auf der Matte, als unser Germane die Kopfstöße, das Fingerpassen seines Gegners reklamierte; ein Affront! Wenn sich Lüttichs Mannschaftskameraden bei Martin nach dem Kampf für das Verhalten des SVA-Ringers entschuldigen [!], dann ist dies schon Aussage genug und offenbart dass Lüttich nicht den Sinn dieser/einer Kampfsportart verstanden hat. Am Ende gewann Lehmi mehr als nur verdient mit 3:9 dieses ‚Duell’ (Schlacht), so dass die Potsdamer Ringer auf 17:14 herankamen.

 

Man hätte unter Berücksichtigung des Punktestandes kein besseres und spannenderes Drehbuch für den letzten Kampf des Abends schreiben können. Auf der Seite des RC Germania stand Stephan Braschke, gilt er doch als ausgefuchst und zuverlässig in schwierigen Situationen. Dass mit Ralph Piterek ein ‚Brocken’ auf ihn wartete, machte die ganze Angelegenheit nicht einfacher. Sehr gut auf den Auerbacher eingestellt, konnte Braschi einen wunderschönen Konter setzen, der ihm zwei Punkte einbrachte. Leider war es unserem RCGler nicht möglich, Piterek in dieser Situation zu schultern. Durch eine postwendende ‚Eins’ kam der SVA-Ringer heran, konnte im weieteren Kampfverlauf Braschkes Führung ausgleichen und selber ausbauen. Leider kugelte sich unser Braschi bei einer Kampfsituation die Schulter aus, welche schnell wieder in die ‚Gelenkpfanne sprang’, so dass er sich verletzungsbedingt schultern lies. Unter Betrachtung des Kampfverlaufes jenes Duells wäre es überaus interessant gewesen, wie sich der letzte Kampf des Abends entwickelt hätte; doch geht die Gesundheit vor. So sind wir froh, dass sich unser Germane ‚nicht schlimmer’ verletzt hat und hoffen auf baldige Genesung. Durch diese vier Mannschaftspunkte war der Heimsieg für den SV Auerbach mit 21:14 ‚unter Dach und Fach’.

 

Was bleibt, sind ein hervorragender Kampfabend, gute, zumeist faire Kämpfe, und die Erkenntnis: Auch mit top besetzten Mannschaften mitringen zu können. In Anbetracht der verletzungsbedingten Ausfälle durch Foth und Schwisow wäre hier in Auerbach ein Sieg zum Greifen nah gewesen. Nun gilt es jedoch das Positive aus diesem ersten Rückrundenkampf mit in die weiteren Begegnungen zu nehmen. Mit Rotation Greiz im nächsten Auswärtskampf erwarten unsere Ringer aus Potsdam harte Kämpfe. Doch sind sich alle Beteiligten einig, dass im RCG-Kader genügend Potential vorhanden ist, um auch solche und weitere Aufgaben zu meistern.

 

TG